Stadtwappen von Chemnitz          Chemnitz - im Wandel der Zeiten :: v.2.1 :: 01.03.18  
 
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2. Straßen und Plätze

Die Königstraße

Königstraße Ecke Brückenstraße stadtwärts gesehen 30er Jahre
Königstraße Ecke Brückenstraße stadtauswärts gesehen in den 30er Jahren

Königstraße Ecke Brückenstraße stadtwärts gesehen um 1941
Die selbe Stelle im Winter 1941- an der Ecke links der "Adler Automat" 

  Text: Jens J. Schuster mit freundlicher Genehmigung

Was der "Ku'damm" für Berlin oder die "Kö" in Düsseldorf war die "Königstraße" für Chemnitz - das Zentrum des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens. Die "Königstraße" reichte vom Posthof zum Königsplatz, dem heutigen Theaterplatz, ihr Verlauf entspracht in etwa dem der heutigen Straße der Nationen zwischen beiden Plätzen.
Der Ursprung der "Königstraße" reichte bis in die Jahre um 1840 zurück. Zunächst als "Große Lindenstraße" angelegt, wurde sie wenig später in Straße "Unter den Linden" umbenannt - die Bäume waren nun groß genug, die Straße weit zu überragen. Mit Stolz konstatierte Friedrich Georg Wieck (Chemnitzer Wirtschaftsförderer), dass die Ansicht der Chemnitzer Straße "Unter den Linden" mit dem damals noch möglichen Blick auf das Chemnitzer Schloss schöner sei, als der der gleichnamigen Straße im fernen Berlin.
Angezogen vom guten Ruf der Straße siedelten sich im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen entlang der nun "Königstraße" genannten "Luxus-Meile" an. Es entstanden zahlreiche Kaufhäuser, Niederlassungen von Kontoren und Banken, gastronomische Einrichtungen, Handwerksbetriebe, Juweliergeschäfte, Kanzleien für Notaren und Rechtsanwälte und Praxen verschiedener medizinischer Prägung.
Die neuen Unternehmen entlang der "Königstraße" ließen prächtige Geschäftshäuser in sehr aufwendiger Architektur errichten. Bekannte ansässige Unternehmen waren zum Beispiel das "Welthaus" von Siegmund Simon, "Wedell's Kaufhaus" im Arnoldschen Haus, die "Kaffeegroßhandlung" von Herrmann Arnold, die Niederlassung der Siemens-Schuckert-Werke AG Berlin, die Stahlwerke GmbH Scholles- Blechmann und die "Galanterie- und Spielwarenhandlung" von Wilhelm Matthes. Aber auch die Firma "Königsfeld & Co." mit ihrem Konfektions- und Manufakturwarengeschäft sowie das Bankunternehmen "Bayer & Heinze" waren in dieser Straße ansässig.
Den äußeren Abschluss der "Königstraße" bildete der Königsplatz, welcher zwischen 1906 und 1909, in der Zeit des enormen wirtschaftlichen Aufschwungs der Stadt, durch den Stadtbaurat Richard Möbius errichtet wurde. Er formte mit dem "König-Albert-Museum", den Schillingschen Figuren der "Vier Jahreszeiten", dem neuen Opernhaus und der bereits im Jahr 1888 errichteten Petrikirche ein für Chemnitz einmaliges architektonisches Erscheinungsbild. Zwischen 1928 und 1930 entstand am Platz der Schillingschen Figuren das Hilton-Hotel "Chemnitzer Hof", welcher in seinem Baustil bis heute erhalten blieb. Der in Chemnitz geborene Heinrich Straumer war der Architekt dieses Hotels.
So wechselvoll wie die Geschichte unserer Stadt war auch der Name des "Königsplatzes". Zunächst 1909 als "Königsplatz" gegründet, erhielt er bereits 1922 den Namen "Theaterplatz". Die nationalsozialistischen Machthaber benannten ihn 1933 in "Adolf-Hitler-Platz" um und im Jahr 1945 erhielt er wiederum den Namen "Theaterplatz" - den er auch bis heute trägt.
Von den vielen schönen Gebäuden entlang der "Königstraße" wurden die meisten im Bombenhagel des Jahres 1945 dem Erdboden gleichgemacht. Ein Wiederaufbau der großbürgerlichen Geschäftshäuser noch den Zerstörungen des 2. Weltkrieges war einerseits durch das Fehlen finanzieller Mittel und andererseits durch ideologische Grenzen der neuen Stadtverwaltung nicht möglich. An ihrer Stelle entstanden die in der DDR gewohnten Einheitsplattenbauten, so wie sie heute noch zu sehen sind. Unter ihnen die neue Post, die SED-Bezirksverwaltung, die Stadtinformation am Roten Turm aber auch einige Geschäfte, wie das bekannte "Adebar" und ein "Exquisit". Die neue Zeit drückte sich auch im Namen der Straße aus. Sie wurde in Erinnerung der Opfer des vorangegangenen Krieges in "Straße der Nationen" umbenannt.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, blieb uns nur der ehemalige "Königsplatz" in seinem historischen Erscheinungsbild erhalten. Die zum Teil stark zerstörten Gebäude wurden Schritt für Schritt mit großem finanziellen Aufwand rekonstruiert und bilden heute einen wichtigen touristischen Anziehungspunkt unserer Stadt. Unter dem "Theaterplatz" entstand die erste kommunale Tiefgarage von Chemnitz. Seit 1995 prägt das neue "Theatron" das Erscheinungsbild des Platzes mit.

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 Stand: 2.0     02.03.2018
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